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Story-Preview: "Jugendamt Gießen"

 

 

Ämter, Personal und Gestalten …
 

Nach den Ausflügen zu den erotischen Messe-Plätzen Europas, kommen wir zurück ins „Bergische”, wo auch eine Reihe von Skandalen und Anekdoten auf ihre Schilderung und die literarische Aufbereitung warten. Los geht es mit den berühmten „Schimmeln vom Amt”, die einem das Leben manchmal so richtig schwer machen können oder sogar wollen:


 

Eine Anfrage vom Jugendamt Gießen

 

Der Blick in den Club-Briefkasten ist meistens sehr unspektakulär: Prospekte, Rechnungen, Mahnungen, dann und wann ein Steuerbescheid oder mal eine Knolle. Briefe vom „Jugendamt” hingegen sind ungewöhnlich, da wir ja für die Jugend keine Angebote haben, ja, es diesem Jungvolk noch nicht einmal gestattet ist, das Lokal auch nur zu betreten. Wegen Jugendschutz!

 

„Jugendamt Gießen” stand als Absender auf dem Umschlag und der Inhalt versetzte mich in Erstaunen: Eine gewisse Martina X., mir namentlich unbekannt, hatte in Gießen (Hessen) kürzlich ein gesundes Kind zur Welt gebracht und das Jugendamt war nun intensiv auf der Suche nach dem möglichen Vater.

 

Offensichtlich ging es wohl darum, den Vater zum Unterhalt heran zu ziehen, um die Unterstützungs-Kasse des Jugendamts zu entlasten. Durchaus legitim. Und auch üblich. Aber was hatten wir denn damit zu tun?

 

Nun … die erwähnte Martina hatte, bei der „amtlichen” Frage nach dem Vater, ihre Promiskuität eingeräumt, und zu Protokoll gegeben, regelmäßig an Gangbang-Parties in unserem bekannten Institut teilgenommen zu haben. Hier, also bei uns im Club, sei der mögliche Vater wohl eindeutig zu suchen und sicher auch zu finden!

 

„Wer suchet, der findet? - Wer anklopft, dem wird (zumindest machmal) aufgetan!“

 

Soweit, so merkwürdig! - Ein weiteres Mal kratzte ich mir am Kopf, fand die zur Verschleierung gewählte Methode der jungen Mutter aber doch zumindest sehr interessant! - In ausführlichen amtlichen Ausführungen, forderte uns nun die Sachbearbeiterin mit formeller Fristsetzung dazu auf, eine Liste aller männlichen Gäste einzusenden, die in einem bestimmten Zeitraum bei uns „verkehrt” hatten. Unsere „Mitwirkungspflicht” zur Aufklärung des pikanten Sachverhalts, sollte sich aus einer „Verordnung” ergeben, die als Anhang und zur Rechtsbelehrung beigefügt war.

 

Ja, „verkehrt” war schon das richtige Wort … irgendwas musste da einfach „verkehrt” gelaufen sein … sonst wäre das Schreiben nicht bei uns im Kasten gelandet!

 

Jawoll, hier wieherte er wieder laut … der unglaubliche Amts-Schimmel! - Wie weltfremd muss man sein, um zu glauben, dass in einem Swingerclub Gästeverzeichnisse angelegt und Personalausweise kopiert werden. Würde es diese Pflicht, wie vom Amt unterstellt, geben, würden unsere Räume schnell leer bleiben! - Wer will schon in einer „Ferkel-Schufa” landen, die bei Bedarf jederzeit für Untersuchungen und amtliche Ermittlungen herangezogen werden könnte.

 

Ich erklärte es der Dame vom Amt am Telefon zunächst vereinfacht so: „Liebe Frau Schmidt, in unserem Club heißen die Männer, die sich Klaus nennen, meistens Franz, wenn sie nicht doch Horst oder Heinz heißen!”

 

Hatte ich gehofft, dass diese Beschreibung der Beamtin den Weg ebnen würde, wurde ich leider anders belehrt:

 

„Herr Chance. Machen Sie nur Ihre Witze. Wenn Sie Ihre Mitwirkung verweigern, machen Sie sich ja persönlich schadensersatzpflichtig! - Das kann sehr teuer werden!”

 

Hier war die weitere Diskussion nicht mehr zweckmäßig! - Standpunkte, die sich nirgendwo mehr vereinen konnten. Man wollte mich in Gießen einfach nicht verstehen, sondern sogar „persönlich“ in Haftung nehmen!

 

Dies machte sogar die Einschaltung eines Fach-Anwalts nötig, der dem Jugendamt dann schriftlich erklärte, dass wir noch nicht in Nordkorea leben, es in NRW keine Swinger-Stasi gibt und dass die Teilnahme an Gangbangs nicht als „Beherbergung” im Sinne des Gesetzes gilt!

 

„Gnädigst“ wurde das „Verfahren“ nach einigen Wochen dann eingestellt, allerdings nur unter dem ausdrücklichen Vorbehalt weiterer "Nachprüfungen"!

 

Glück auf ... der (Be)steiger kommt!

 

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